
Buchrezension zu »Tanz zu den Sternen« von Sophie Flack | Wer gerne Tanzfilme á la »Center Stage« schaut, könnte auch »Tanz zu den Sternen« mögen

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Kurzbeschreibung:
Einmal im Rampenlicht stehen, davon träumt die 19-jährige Hannah seit ihrer ersten Ballettstunde. Doch die Konkurrenz an der renommierten Manhattan Ballet Academy ist groß. Jedes Mädchen kämpft darum, eines Tages Solotänzerin zu werden. Zwischen hartem Training, Proben und Aufführungen bleibt kaum Zeit für ein Leben außerhalb des Theaters. Doch dann verliebt sich Hannah in den Musiker Jacob … Wie viel ist sie bereit, für ihre Karriere zu opfern?
Bild-/Textquelle: Bastei Lübbe
Erscheinung: 19.04.2013 ǀ Autorin: Sophie Flack ǀ Verlag: Bastei Lübbe ǀ Originaltitel: Bunheads ǀ Übersetzung: Sandra Knuffinke, Jessika Komina ǀ eBook: 315 Seiten ǀ Verlagsempfehlung: ab 14 Jahren ǀ ISBN: 978-3-8387-2527-7 ǀ Preis: 11,99 €
Wenn zierlich gebaute Mädchen zu klassischer Musik über die Bühnen dieser Welt schweben, dann interessiert mich das eigentlich nicht die Bohne. Man braucht schon ein gewisses Faible, wenn man ein Ballettstück besucht und ich würde gnadenlos einschlafen! Bei Tanzfilmen ist das eine andere Sache. Filme/Serien wie »Center Stage« oder »Dance Academy« liefern da eine angenehme Alternative. Bieten sie doch nicht nur anmutige Ballerinas, sondern auch einen kleinen Blick hinter die Kullissen der schmerzvollen Kunst von Arabesque & Co., gemixt mit jugendlichen Problemen sowie einer zarten Lovestory. Sophie Flacks Debütroman »Tanz zu den Sternen« traf mich diesbezüglich ebenfalls mitten ins Herz!
Der Originaltitel Bunheads bringt es grob betrachtet ebenso auf den Punkt wie der deutsche Titel. Als Backgroundtänzerin des Corps de Ballet ist die 19-jährige Hauptprotagonistin Hannah eines von vielen Mädchen. Die meiste Zeit des Tages über schleppen diese sich mit einem strengen Haarknoten (= Bun) von einer Ballettprobe/-aufführung zur nächsten. Der unerfüllte Wunsch endlich als Solotänzerin aufzusteigen, wird dabei immer schmerzhafter, indes die Welt außerhalb der Manhattan Ballet Academy (MBA) für sie ebenso weit entfernt scheint wie ein »Tanz zu den Sternen«. Getreu dem Motto: »Eine Tänzerin hat kein Leben. Eine Tänzerin tanzt« . Dies ändert sich jedoch, als Hannah auf den musikalischen Studenten Jacob trifft und sich natürlich verliebt. Das Problem: während ihre Gefühle wachsen, schwindet die gemeinsame Zeit.
Anfangs, muss ich zugeben, war ich leicht skeptisch. Bedient sich Sophie Flack doch eines bekannten Musters, indem sie Hannahs Traum von einer Karriere als Solotänzerin mit den zarten Schmetterlingen im Bauch kollidieren lässt. In diesem Sinne ist das Grundgerüst gewiss nicht einzigartig und der Handlungsverlauf kalkulierbar. Zudem gestaltet sich die erste Begegnung zwischen Hannah und Jacob eingangs typisch für eine jugendliche Lovestory. Beispiel: Hannah hatte mit ihren 19 Jahren noch keine Beziehung und wird in Jacobs Gegenwart oft rot und fühlt sich befangen = wirkt jünger. Nicht umsonst wird der Roman vom Verlag in die Kategorie »Erzählendes Jugendbuch« einsortiert. Dennoch ist die Liebesgeschichte recht süß und unaufdringlich, da sie eher in den Hintergrund rückt. Hannahs Unerfahrenheit erscheint aufgrund ihres straffen Terminplans ebenfalls nachvollziehbar.
Wer also eine überromantische Lovestory erwartet, könnte enttäuscht werden. Ein Interesse fürs Ballett (eine Welt aus Schein und Sein) ist ebenfalls von Vorteil, richtet der Scheinwerfer sich doch vorwiegend auf Hannahs obsessiven Tanz zwischen der Ballettakademie und dem stetigen Wunsch nach einem normalen Leben. Auf einen kleinen Erfolg folgen Rückschläge. Auf einen freundschaftlichen Rat, eine deutliche Kampfansage. Denn in der MBA sind Hannahs Freundinnen gleichzeitig auch ihre Konkurrentinnen. Ergo tanzt man gemeinsam mit ihr durch ein Tal aus Tränen, Glück und schmerzhaften Enttäuschungen/ Körperteilen, während Kalorien gezählt und das Training unerbittlich angezogen wird. Themen die auch außerhalb des Ballettsaals aktueller sind denn je. Da tut ein abendlicher Club- oder Museumsbesuch im sehenswerten New York wohltuende Wunder.
Ein Pluspunkt indes: Der erwartete, stereotypische Zickenkrieg – mit Ausnahme kleiner Sticheleinen – bleibt aus und man beginnt zu verstehen, warum es den Mädchen im Corps de Ballet zunehmend schwerer fällt, sich für eine Kollegin/Freundin zu freuen, wenn diese befördert wird, unterdessen man selbst den immer gleichen Part im Hintergrund tanzen darf. Ergo findet man selbst bei Hannah liebenswerte und weniger liebenswerte Eigenschaften.
Dass Sophie Flack einst selbst die Ballettschuhe zurechtbiegte, bleibt nicht unbemerkt. Sie kennt die einzelnen Figuren und weiß diese verständlich wie plastisch in Szene zu setzen. Ergo fühlt es sich zuweilen tatsächlich an, als würde man gemeinsam mit Ich-Erzählerin Hannah zu den Sternen tanzen … um kurz darauf auf dem realistisch unbequemen Boden der Tatsachen zu landen. Da fallen die romantischen Szenen im Vergleich doch etwas weniger traumhaft aus. Keinesfalls zum Nachteil! Jacob mag neben Hannah vielleicht ein bisschen blass aussehen. Letzendlich geht es jedoch um Hannahs Leidenschaft und die Frage, was man bereit ist für seinen Lebenstraum aufzugeben. Lesenswert!
Fazit
Sophie Flacks Debütrom entführt die Leser/innen in die harte Kunst von Arabesque & Co. und beschäftigt sich mit der Frage: Was ist man bereit, für seinen Lebenstraum aufzugeben? Gemeinsam mit Ich-Erzählerin Hannah tanzt man zuweilen zu den Sternen eines wunderschönen Traums und landet nicht selten auf dem schmerzvollen Boden der Tatsachen. Natürlich darf eine zarte Romanze nicht fehlen, diese bewegt sich jedoch in den hinteren Reihen und erscheint im Vergleich zu den atmosphärischen Bühnenauftritten weniger traumhaft – im positiven Sinn! Wer Tanzfilme á la »Center Stage« mag, könnte auch »Tanz zu den Sternen« mögen!
Transparente Information: |
Die Buchbesprechung bezieht sich auf ein selbstgekauftes Buch und die Anzeige in der Produktinformation auf den Verlagslink, da dort das Buch zum Direktkauf angeboten wird. Ich selbst verdiene keinen Cent mit der Verlinkung. Überdies bilde ich mir stets meine eigene Meinung und tue diese auch unbeeinflusst kund. |
© Buchrezension by www.filimure.de | Autorin: Doreen