Buchrezension,  Jugendroman

Buchrezension zu »Im Schatten deines Herzens« von Kerstin Arbogast ǀ Eine fabelhafte Geschichte mit Schatten, die dennoch das Herz berühren kann

Anzeige

Kurzbeschreibung:

Wenn aus Träumen Albträume emporwachsen, ein Jäger zum Gejagten und eine Gejagte selbst zur Jägerin wird, dann finden Märchen und Fabeln ihren Weg in die Wirklichkeit. Um zum Star der elterlichen Pferdeshow zu werden, ist dem Stuntreiter Jarosch kein Preis zu hoch. Eine geheimnisvolle wie gefährliche Stute soll ihm zum erhofften Erfolg verhelfen – selbst wenn sie ihn seine Seele kostet. Als Johanna Jarosch und seinem wilden Pferd begegnet, kann sie sich deren Faszination nicht lange verschließen. Doch kann sie die dunklen Schatten der beiden verscheuchen, ohne selbst davon verschlungen zu werden?

© Bild-/Textquelle: Drachenmond Verlag

Erscheinung: 26. Nov. 2015 ǀ Autorin: Kerstin Arbogast ǀ Verlag: Drachenmond ǀ Altersempfehlung: ab 14 Jahren ǀ Taschenbuch: 430 Seiten ǀ ISBN: 978-3-95991-077-4 ǀ Preis: 14,90 €

Düster, märchenhaft und atmosphärisch. Mit dieser gelungenen Mischung konnte mich Kerstin Arbogast Debütroman “Im Schatten deines Herzens” – nebst kleiner Schatten in meinem Leserherzen – nachhaltig verzaubern. Im realen Leben eigentlich keine Pferdnärrin zog mich die Geschichte um eine wilde Stute, einen besessenen Zirkusjungen und eine schüchterne Büchernärrin dennoch rasch ins Reich märchenhafter Begegnungen und unerreichter Idealvorstellungen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus drei Ich-Perspektiven erzählt, von denen mich insbesondere der Stuntreiter Jarosch Ullmann faszinierte. In Gedanken getrieben von einem Wildpferd, das er in seiner Kindheit in Rumänien erblickte, macht er in der Gegenwart nun Jagd auf das für ihn einzigartige Geschöpf. Zur Seite stehen ihm dabei seine Brüder Adam und Matti. Bereits während der Jagd werden Jarosch wahre Beweggründe nur allzu deutlich. Der mittlere Ullmann-Bruder ist nämlich nicht nur der ewige Co-Star in der elterlichen Stuntreitershow, auch in der Vergangenheit musste er einige Rückschläge einstecken. Die Kunst dabei: Obwohl Jarosch eine dunkle Seite hat, die sich in späteren Rückblenden der eingeleiteten Jagd immer gravierender manifestiert, mochte ich ihn. Schließlich gelingt es der Autorin, ihm eine plausible Hintergrundgeschichte zu verpassen und aus ihm einen vom Leben gebeutelten Charakter mit Tiefgang zu formen. Seine widersprüchlichen Gefühle dem Wildpferd gegenüber werden gut ins Bild gesetzt und sorgen für eine unterschwellige Spannung sowie eine breite Gefühlspallette – über Wut, Feingefühl und Resignation.

Wie zwei Boxer, kurz vor dem Ertönen des Gongs zur nächsten Runde, beäugten wir uns, loteten wir die Schwächen des anderen aus, die uns gegenseitig in die Knie zwingen könnten, begutachteten die Verletztungen, die wir uns zugefügt hatten.

Zitat aus Seite 63 »Im Schatten deines Herzens« von Kerstin Arbogast

Johanna Baumgartner bringt neben Jarosch die Leichtigkeit in die Geschichte. Ihr Faible für eine Vampirromanreihe sorgte bei mir eingangs für zuckende Mundwinkel und machte sie mir schnell symphytisch. Sie ist natürlich das genaue Gegenteil von Jarosch und verkörpert die Unschuld in Person, besitzt aber zugleich einen eigenen Dickschädel, den sie neben Jarosch im Stall auch braucht. Dennoch muss ich gestehen, dass sie für mich wie eine Ellie Sturm in der “Splitterherz”-Trilogie war. Ich hasste und ich liebte sie! Denn manchmal war sie mir doch ein bisschen zu anstrengend, wenn es um die Liebe und somit Jarosch Ullmann ging. Durch ein ewiges Hin und Her begann die Handlung im Mittelteil (für meinen Geschmack) zu stagnieren, was für Ernüchterung sorgte. Der eine oder andere Konflikt wird leider zu einfach/passiv gelöst und wenn zwei etwas introvertierte Menschen aufeinandertreffen, dann kann ein klärendes Gespräch schon mal zur Tortur werden. Manch Nebenfigur – vordergründig eine gewisse Sky – hätte (geht es nach mir) zudem ein bisschen mehr Profil vertragen, was sich durchaus positiv auf spätere Verdachtsmomente ausgewirkt hätte.

Zum Glück bügelte das letzte Drittel einige Schwächen aus. Es wird sehr spannend, romantisch und atmosphärisch. Mein Leseerlebnis wurde noch einmal komplett auf den Kopf gestellt! Hier zeigt Kerstin Arbogast vor allem in den romantischen Momenten, dass sie gefühlvoll und anschaulich schreiben kann, ohne im Kitsch/Klischee zu versinken. Die Liebesgeschichte bekommt dadurch eine süße wie natürliche Note, indes Johanna und Jarosch sich nachvollziehbar weiterentwickeln.

Ohnehin liegt die Stärke des Romans in der lebendigen wie atmosphärischen Sprache. Ich roch förmlich das Heu im Stall, fühlte die Angst der eingesperrten Stute und schaute (gedanklich) beeindruckt zu, wenn Jarosch auf einem Mittelalterfest seine Pferdestunts vollführte und Johanna folglich an alte Märchen erinnerte. Man merkt einfach, dass Kerstin Arbogast mit der Pferdethematik vertraut ist und weiß, wovon sie schreibt – ohne den Leser oder Nichtpferdekenner zu überfordern/langweilen. Überdies finden sich viele, schöne Methapern und Vergleiche, wobei die 3. Perspektive recht poetische Formen annimmt und einen besonderen, phantastischen Part in die sonst bodenständige Geschichte bringt. Sogar der Buchtitel bekommt einen Sinn und macht ergo Sinn. Trotz dorniger Schatten und einiger Plotlängen sprang die Magie von “Im Schatten deines Herzens” schlussendlich auf mich über und ließ mich die letzte Seite mit einem zufriedenen Gefühl inhalieren, das weit über ein kurzweiliges Leseintermezzo hinausreicht.


Fazit


“Im Schatten deines Herzens” war für mich ein Buch mit Schatten, das mir dennoch zu Herzen ging. In ihrem Debütroman erzählt Kerstin Arbogast eine vielseitige Geschichte über Liebe, Besessenheit und ein besonderes Wildpferd – humorvoll, düster, atmosphärisch und märchenhaft zu Papier gebracht. Trotz mancher Schwächen im (Neben-)Personal und einiger Plotlängen dürften sich Jugendliche und junge Erwachsene verzaubern lassen. Denn der Schreibstil der Autorin ist genauso besonders wie schlussendlich die Geschichte von Jarosch, Johanna und der Gejagten.


Transparente Information:
Die Buchbesprechung bezieht sich auf ein Rezensionsexemplar und die Anzeige in der Produktinformation auf den Verlagslink, da dort das Buch zum Direktkauf angeboten wird. Ich selbst verdiene keinen Cent mit der Verlinkung. Überdies bilde ich mir stets meine eigene Meinung und tue diese auch unbeeinflusst kund.

© Buchrezension by www.filimure.de | Autorin: Doreen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Consent Management Platform von Real Cookie Banner